Der doppelte Auswärtsbericht

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Von St. Ellingen bis Lüdenscheid

Ein Bericht über Auswärtsfahrten auf der Seite von Nord-Support? Gibt es doch normalerweise nicht. Wird auch nicht die Regel sein. Aber das Derby einfach so auszulassen, bringen wir nicht übers Herz (anders würde es wohl aussehen, wenn wir nicht gewonnen hätten). Und die Dortmund-Fahrt war unsere zweite Nordkurvenfahrt (dazu gleich mehr).

Das Derby:

Was hatten wir nicht alles geplant. Wir wollten uns schon um 9 Uhr mit den Ost-Hamburger Nordkurvlern in Barmbek treffen und frühschoppend den Rest der Nordler im Schanzenviertel abholen. Dann im großen Marsch zur Sternschanze zurück, mit Sonderzügen nach Othmarschen fahren und Shuttle verweigernd die vier Kilometer zur Volksparkschüssel laufen um drei Punkte abzuholen. Eigentlich ganz einfach, oder? Schade nur, dass der HSV genau dieses Spiel dazu nutzte, um Fußballdeutschland vorzuführen, dass auch in der Bundesliga Spiele aufgrund von Regen abgesagt werden können. Zum Nachholspiel trafen wir uns also um 16 Uhr an den Landungsbrücken und nutzten S-Bahn und Shuttle. Zum Glück kamen die Nordler auch größtenteils zusammen an, sodass wir auch hier eine Nordkurvenfahrt hinbekamen. Die Anspannung verflog mit Bier und Gesang und nach einigen Verzögerungen ging es nach relativ unspektakulären Kontrollen ins Stadion bzw. hauptsächlich in den Stehplatzblock.

Kurz vor dem Einlauf der Mannschaften rissen alle Stricke und die angekündigte Choreo mit tausenden braun-weißen Fahnen wurde durchgezogen. Sah echt klasse aus, zumal so ziemlich jeder bis zum Aux Armes die Sache durchzog. Auch im Laufe des Spiels verschwanden die Fahnen nie komplett, so dass immer ordentlich Bewegung im Block war. Auch die Stimmung war klasse, ja, es war richtig Laut, auch wenn ich den Eindruck nicht los werde, dass uns die Koordination der Gesänge im großen Gästeblock anfangs besonders schwer fiel. Die erste viertel Stunde war die Gegenseite auch erschreckend laut, was sich aber im Laufe der ersten Halbzeit wieder relativierte. Alles in allem eine würdige Kulisse für das Stadtderby.
Auf dem Feld regierte optisch der HSV – ja, das muss man den Rauten zugestehen – und so machte sich so mancher Mitfan ordentlich in die Büx. Nach zwanzig Minuten und so mancher gefährlichen Aktion bzw. Chance der Heimmannschaft kam mir dann die Eingebung: „Fußballgesetz: Wer so viele Möglichkeiten auslässt wird bestraft“. So sollte es dann auch in der 59. Spielminute kommen. Einer der wenigen Male, die unsere Jungs aus ihrer eigenen Hälfte kamen, schafften sie es einen Eckball rauszuholen. Was kam, habt Ihr alle noch im Kopf: … A... Er hat... uh... ASAMOAH-KOPF-DRIN-JUBEL! Wow, ich könnt immer noch jubelnd im Kreis springen. Der Torjubel des Jahrhunderts im Gästeblock und Schockstarre im Heimbereich. Ab da konnte man nur noch vereinzelnd Pfiffe aus den HSV-Kurven hören, für Gesang waren die Leute einfach zu platt. Dafür nahm der Support im St. Pauli-Bereich nun richtig Fahrt auf. Die Rauten auf dem Platz rannten nur noch kopflos an. Doch im Tor stand Bene!.
Nach Abpfiff gab es noch eine halbstündige Blocksperre, die jedoch nicht auffiel, denn es galt den Sieg zu feiern. In den nächsten Tagen sollte sich wohl jeder St. Paulianer mit Kontakt zu HSV-Fans anhören, dass der Sieg spielerisch unverdient war, doch um so breiter wurde das Grinsen der Fans. „Fußball ist ein Ergebnissport“. Ich hab noch im Kopf, dass wir in der Regionalliga ständig unverdient beim Nordderby gegen Lübeck Punkte ließen und mir dafür in den Arsch beißen können. Und um so schöner ist es, dass wir genau so gegen den am Ende verzweifelnden HSV gewonnen hatten.
Zurück ging es geschlossen zu Fuß bis Othmarschen, wo die Abfahrt sehr gut organisiert war. In der Bahn ging dann die Party los, die für viele erst in den frühen Morgenstunden zu Ende ging. Was für ein Tag! Was für ein Sieg!

Und mit dieser Euphorie ging es nur wenige Tage später zum kommenden Deutschen Meister nach

 

Dortmund.
Nord – Support hatte gleich zwei Busse organisiert, damit Nordkurvler mal die Chance haben, zusammen zu fahren. Mit 80 Fahrgästen bekamen wir die Busse auch bis zum letzten Platz voll. Gut gelaunt fuhr man um 8 Uhr von der Sternschanze los. Sorgen bereitete zuerst der Schienenersatzverkehr vor Ort, doch irgendwie hatten unsere Busse gerade noch am vereinbarten Ort Platz. Drei Pausen verbrachten wir zusammen, wobei kurz vor dem Zielort noch eine längere Pause stattfand, in der Nord-Support ein gemütliches Picknick kredenzte. Wir hatten Sorgen, dass wir zu viel vorbereitet hatte, doch im Nu war alles leer gefuttert – danke an die Köche! Gestärkt und gut gelaunt wurde dann auch der Rest der Strecke hinter sich gebracht. Im Stadion verteilte man sich wieder, denn Platz gab es genug im größten Gästeblock der Republik. Was folgte, war leider nicht unbedingt das Spitzenspiel. Ganz ehrlich, mit dem 2 : 0  waren wir gut bedient. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Dortmund ist dieses Jahr einfach überragend, sodass eine Niederlage nicht allzu sehr schmerzt. Und das gewonnene Derby beherrschte ja immer noch die Gedanken der Fans. So war man auf dem Rückweg auch nicht frustriert wie so oft (Stuttgart, Bremen, Köln...), sondern erfreute sich weiter der Musik, den Filmen und dem Beisammensein. Mit einer Stunde Verspätung aufgrund der langen Pausen und dem Stadionstau kamen wir dann um Mitternacht wieder in Hamburg an. 6 Punkte in einer Woche und immer noch saugut gelaunt.
Da freut man sich jetzt schon auf die nächste Nordkurvenfahrt...