Auferstehung einer Kurve

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Sechs Punkte aus acht Spielen, eine derbe Klatsche in Regensburg als sportlicher Tiefpunkt im Gepäck und ein veritabeler Shitstorm im  St.-Pauli-Forum als Reaktion auf die Verpflichtung des neuen Trainers Michael Frontzeck: Die Voraussetzungen für einen kraftvollen Support waren jedenfalls schon mal besser gewesen als vor dem Spiel gegen das wiedererstarkte Union Berlin. Dazu kam ergiebiger Dauerregen am Spieltag, der den unteren Teil der Nordkurve in eine Schlammwüste verwandelte.

 Nach einer Kette von Kartentauschen landete ich diesmal erstmals in dieser Saison wieder auf den Sitzplätzen in N2 – genau in der Mitte zwischen Nord-Support und dem Block N1 – wo der Gegengerade Stimmungsblock bis zur Fertigstellung der Gegengerade überwintert. Die Stimmung in den Blöcken N2 und N3 hat sich seit der letzten Saison deutlich verändert. Dominierten dort im letzten Jahr noch kleine aber aktive Gruppen mit Saisonkarten das Geschehen, überwiegen jetzt versprengte Gegengeraden-Exilanten und Karten-Einzelkäufer das Bild. Um es mit dem Dichter zu sagen: Kein Mensch kennt den anderen, jeder supportet allein (wenn überhaupt). Ausnahme sind besagter Stimmungsblock und einige kleinere Inseln von Dauerkarten-Besitzern, die sich auf der Nord gehalten haben.

Der Support begann wie das Spiel des magischen FC: Mit viel Enthusiasmus, aber deutlichen Mängeln bei der Abstimmung und beim Zusammenspiel. Stimmte Nord Support „Forza St. Pauli an“ versuchte es der Stimmungsblock gerade mit „Come on your boys in brown“. Es lief anfangs einfach nix zusammen. Und es kam noch schlimmer. Nach der Gästeführung und dem anschließenden Nachlassen unserer Elf wurde es fast gespenstisch still in der Kurve. Zu hören war nur noch der Gästeanhang und das Getrappel der Bierholer.

Wie oft haben die Fans des FCSP die Elf schon nach einem Rückstand zurück ins Spiel geholt? Diesmal war es umgekehrt. Der Ausgleich von Florian Mohr reanimierte zumindest die Nordkurve. Fast von einer Minute auf die andere war der Support zurück – und zwar lauter als je zuvor in dieser Saison. Die Mischung aus Hoffnung, Frust, Angst und Trotz schlug in lautstarke Anfeuerung um – und die Mannschaft nahm den Funken auf.
Lautstarker spielbezogener Support und eine heftig kämpfende Mannschaft beflügelten sich gegenseitig. Erst recht nach dem 2:1-Führungstreffer durch Bartels.
Das neue Feuer in der Kurve überlebte sogar den Ausgleich durch Mattuschka. Am Ende überwog die Erleichterung: Die Mannschaft und die Nordkurve können es also noch. Bei gleichbleibender Leistung werden sich die dringend benötigten Punkte schon irgendwie einstellen. Ab jetzt gewinnen immer wir!