Das Ding mit den Erwartungen

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Die letzten Spieltage sah das Bild in der Tabelle immer gleich aus: Hansa belustigte uns St Pauli Fans indem die Kogge frustriert um die Abstiegsplätze segelte, wir standen gemütlich auf Platz vier mit Abstand zu den drei Riesen der Liga und dachten zwar, dass es ja ganz nett währe da oben mitzumischen, aber Düsseldorf, Frankfurts Eintracht und Fürth hatten sich in der Hinrunde als wahre Überflieger erwiesen. Was hatten wir schon da zu suchen. Gut, wir haben eine starke Mannschaft, eine die unter normalen Umständen die Liga dominieren würde, aber an den vergebenen Punkten der Big Three sieht man noch immer, dass diese Liga alles andere als normal ist. Die Erwartungen waren also nicht so hoch als der kleine Verein aus dem Nürnberger Umland zu Besuch kam. Aber Fürth hatte leicht geschwächelt. Plötzlich War sogar Platz 2 erreichbar. Und so trat die Hoffnung wieder ein.

Die SpVgg (=Spielvereinigung) hat sich in diesem Jahrhundert als der ewige Vierte bzw. Fünfte etabliert. Ein kleiner Verein aus einer Kleinstadt im Schatten der Frankenmetropole der aus geringen Mitteln Jahr für Jahr eine bärenstarke Mannschaft formt, der man trotz des kleinen Anhangs und der lächerlichen Stadionnamen eigentlich den Aufstieg gönnen würde. Die Fürther tauchen auch immer wieder auf den Aufstiegsplätzen auf. Mal am Anfang der Saison, mal gegen Ende, doch nie am letzten Spieltag. Aber so stark wie diese Saison hat man sie selten gesehen. Ein echtes Spitzenspiel wurde angepfiffen.

Mit Konfetti und Fahnen wurden unsere Jungs begrüßt. Es folgte ein starkes Aux Armes doch dann wurde es stiller. Die ersten Minuten schienen die Braun - Weissen noch zu viel Respekt vor den flinken Gästen zu haben. Doch nachdem einige brenzlige Situationen überstanden waren, verlagerte sich das Spiel immer weiter in die andere Richtung. Jetzt spielten die Mannschaften auf Augenhöhe, optisch mit leichten Vorteilen für den FCSP, doch die Werder - Bremen - Farbenen schalteten immer zu schnell in der Rückwärtsbewegung. Unsere Jungs schafften es nie im Konter zu Überzahlsituationen zu kommen und nach kurzem Zögern stand der gegnerische Strafraum wieder voller Franken.
Dass beide Mannschaften wollten, stand außer Frage, denn bald kämpften die Teams um jeden Ball, sodass am Ende immer wieder ein weinender Fürther auf dem Boden lag und eine Unterbrechung zur nächsten führte. Schön war das nicht mehr und der Gesang in der kurve wurde immer wieder durch Gepöbel und Pfiffe unterbrochen. Als alles ein 0:0 zur Pause erwartete, waren die St Paulianer Gedanklich wohl schon in der Pause. Dieses Kollektivkoma wurde dann eiskalt von einem Grünen zum 0:1 genutzt. Pünktlich zur Halbzeit wurde es still im Stadion.

Nach dem Nackenschlag war wohl kaum zu erwarten, dass unser Team das Spiel noch drehen würde, doch kaum ging es weiter, ging die Post ab. St Pauli hatte nun das Kommando übernommen und kam zunehmend zu Chancen. Naki und Co powerten sich so richtig aus. Das spürten die Fans und es wurde wieder richtig laut. Plötzlich klappte auch wieder der Wechselgesang mit der Gegengerade. Unser Trainer wechselte dann mit Daube das 1:1 und mit Saglik das 2:1 ein. Nachdem kurze Zeit später die Fürther aufgrund eines Platzverweises nur noch zu zehnt spielten, glaubte keiner mehr dass wir nicht mehr gewinnen würden. Bis die Erwartungen in der 91. Minute enttäuscht wurden und eine absolut vermeidbare Aktion das 2:2 und Stille ins Stadion brachten. Die Körpersprache unserer Spieler sagten es aus. Das Spiel war vorbei. Nüchtern betrachtet ein klarer Punktgewinn. Die SpVgg und Tabellenplatz 3 ist auch am nächsten Spieltag erreichbar, Paderborn immer noch hinter uns aber emotional ist das 2:2 eine schmerzhafte Niederlage. Wer hätte das Erwartet?