Auf Augenhöhe mit Attila dem Hunnen

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Jeder versteht etwas anderes unter einer perfekten Auswärtsfahrt. Für viele gehört ein gemütlicher Spaziergang durch den Zielort vor dem Spiel dazu - und ein Bierchen danach im entspannten Ambiente – gern auch mit Fans der gastgebenden Mannschaft. Wer solche Erwartungen hegt, der konnte die Fahrt mit dem Fanzug zum letzten Saisonspiel bei Dynamo Dresden  glatt vergessen.

Doch von Anfang an: So gegen 5.30 Uhr morgens schlurften 24 übermüdete Nord-Supportler mitsamt Freunden am Bahnhof Altona in Richtung Sonderzug weiß und nahmen vier Abteile am Ende des Zuges in Besitz. Schnell war im Nichtraucherabteil ein Frühstücksbüfett hergerichtet und ein weiteres Abteil für die Langschläferfraktion mit Küchenfolie abgedunkelt. Mit Brötchen, Bioeiern, Wurst, Käse, Frikadellen und gebratener Hühnerbrust ging es gemächlich in Richtung Südosten – unter den begehrlichen Blicken anderer Fangruppen, die bei der Marschverpflegung einseitig auf Gerstenkaltschale gesetzt hatten.

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Nie mehr Hansa Rostock

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Darauf hatten sich alle gefreut: Im ausverkauften Millerntorstadion den ungeliebten Nordrivalen Hansa Rostock mitsamt seinem assigen Anhang in die Dritte Liga zu schießen – und die selbsternannten Krieger von der Ostsee mit dem passenden Liedgut in die Bedeutungslosigkeit zu verabschieden. Doch der dafür prädestinierte Gassenhauer „Nie mehr Hansa Rostock“ bekam schon im Vorfeld der Partie eine ganz andere, unerwünschte Bedeutung. Erstmals in der Geschichte des bezahlten Fußballs verbot die Hamburger Polizei dem FC St. Pauli, den Gegner mit Gästekarten zu versorgen. Unser Verein klagte , doch die Polizei fand sowohl am Verwaltungsgericht als auch am Oberverwaltungsgericht Richter, die es nicht zu beanstanden fanden mehr als 2500 Fußballfans unter fadenscheinigen Sicherheitsargumenten die Reise nach Hamburg zu verbieten. Was sich weder die Rotocker Fans noch der St. Pauli Anhang gefallen ließen. Erstere meldeten für den Spieltag eine Demonstration in Hamburg an.

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Zwei gekreuzte Hämmer

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„Aue lohnt sich immer. Ein schickes, altmodisches Stadion, gute Stimmung und verhältnismäßig nette Heimfans“, hatte mich ein Groundhopper-Freund gelockt. Auf der Sollseite einer Auswärtsfahrt in das Erzgebirge standen allerdings fast 600 km Anreise. Das bedeutet mindestens 16 Stunden im Bus - oder eine Bahnreisen, an deren Umsteigepunkten im Osten Deutschlands konfliktbereite junge Herren mit üppigem Zeitbudget auf Zecken zu warten pflegen. Also wählten wir den dritten Weg und fuhren die Strecke mit dem Auto. Treffpunkt unserer vierköpfigen Reisegruppe war um 6 Uhr morgens am Hauptbahnhof, wo einer der Mitreisenden, passend zu den Heimtrikots der Gastgeber, ein lilafarbenes Kuschelkissen ins Fahrzeug lud, um ein bisschen Nachtschlaf nachzuholen. Wie man angesichts solcher Utensilien ein einigermaßen hartes Image für die Reise in den Osten aufrechterhalten soll, konnte er uns allerdings nicht erklären.

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Hoffentlich Seite an Seite

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Was hätte man schon groß schreiben können über das 0:0 gegen Eintracht Braunschweig. Meckern über die Aufstellung des Magischen FC ohne Stürmer. Klagen über den blutleeren Support auf den Tribünen und in den Kurven. Bewunderung ausdrücken für die geniale Choreo auf der Süd, und ein bisschen Selbstironie über den Versuch, eine große Schwenkfahne von den Sitzplätzen aus zu zeigen – was grandios an der Höhe des Tribünendachs scheiterte. Vielleicht noch die 400 Celtic-Fans erwähnen, die uns am Millerntor besuchten. War es das? Ja das wars.

Aber das ist auch alles nicht mehr wichtig. Wichtig ist: Der DFB will 5800 Fans aus der Nord- und der Südkurve für ein Spiel aussperren. Der Teilausschluss ist die Reaktion des DfB-Sportgerichtes auf den Wurf einer Kassenrolle, mit der ein 20jähriger Fan aus Versehen den Frankfurter Pirmin Schwegler traf, ohne ihn zu verletzen. Der Werfer stellte sich, ist geständig und trat vor dem Frankfurter Sportgericht als Zeuge auf. Genützt hat das wenig. Der Teilausschluss wegen mangelndem Schutz des Gästeteams kostet den FC St. Pauli über 70000 EUR und liegt damit nur unwesentlich unter der Höchststrafe von 100000 EUR, die die Rechtsordnung des DFB für diesen Sachverhalt vorsieht. Eine verständliche juristische Würdigung ist im Blog magischerfc.de zu finden.

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Auf der Reeperbahn mittags halb zwei

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Es war das erste Heimspiel des Jahres – aber für viele Nordkurvler war es ein gefühltes Auswärtsmatch. Sie fanden sich einfach nicht zurecht. Der AfM-Container? Steht neuerdings auf dem Südkurvenvorplatz. Der Nordcontainer? Unerreichbar hinter einem Bauzaun. Der Eingangsbereich zur Nordkurve? Ein Provisorium.

Für Nord-Support hieß das zu improvisieren. Schals, T-Shirts, Aufkleber und Buttons wurden kurzerhand aus einem Transporter an den Mann oder die Frau gebracht. Eine weitere Gruppe von Fans aus der Nordkurve machte sich unterdessen auf, den Süden zu rocken. Die Nordvernetzung, der Zusammenschluss verschiedener Fanclubs in der Nord, hatte den Ausschank von Bier und weiteren Kaltgetränken am AfM-Containern übernommen. Bei Temperaturen gut unter dem Gefrierpunkt marketingtechnisch eine anspruchsvolle Aufgabe. Die meistgestellte Frage in der ersten Verkaufsstunde lautete dann auch: „Wie? Gibt es hier keinen Glühwein?“.

Dafür, dass die Stimmung trotzdem auf einem guten Level blieb, sorgten ausgerechnet die Auswärtsfans. „Auf der Reeperbahn mittags halb zwei“ stand auf ihrem mit leisem Sarkasmus extra für diese Auswärtsfahrt gestalteten Fanschals. Nach und nach trudelte auch die Stammkundschaft im Container ein und sorgte für einen auskömmlichen Getränkedurchsatz.

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